In der Zeit vom 01.09.2009 bis 31.08.2010 mache ich ein FSJ in Nicaragua.
Das Projekt, an dem ich mitarbeite, heißt "La casita del árbol" und befindet sich in Tipitapa, eine ca. 85.000 Einwohner große Stadt, 22km östlich der Hauptstadt Managua (siehe Karte ganz unten).

Genaueres schreibe ich, sobald ich vor Ort bin und selbst mehr weiß...

Mittwoch, 30. September 2009

:)


Ich bin jetzt erst seit einem Monat in Nicaragua, aber es kommt mir schon viel laenger vor, weil mittlerweile alles moegliche normal fuer mich ist. Deutschland scheint in einer anderen Welt zu liegen.
Inzwischen konnte ich auch meine Reiselust befriedigen –Die letzten 3 Wochenenden war ich immer unterwegs. Zunaechst mit meiner Gastfamilie bei Verwandten in Mancotal (noerdliches Bergland). Da hab ich miterlebt wie einfach die Dorfbevoelkerung in ihren Holzhuetten lebt und wenn ich Hunger hatte, hab ich mir einfach ne Orange oder Guave geplueckt. Auesserdem war ich schon auf dem Volcan Massaya und letztes WE waren Malindi und ich zu zweit in Leon, wo wir auch nen kleinen Abstecher zum Strand gemacht haben. Seit ich aus dem grauen Tipitapa rausgekommen bin, habe ich entdeckt, dass Nicaragua auch wunderschoen ist.
Natuerlich kann aber auch nicht alles einfach schoen sein. Mein Magen hat sich fuer ca. 2 Wochen dafuer entschieden, das Essen nicht mehr zu vertragen und so habe ich mit Magenkraempfen, Durchfall und aehnlichem gekaempft, aber ich glaub das ist jetzt vorbei. Heute gehts mir gut. Gott sei Dank!
In der Bibliothek planen wir ein Neues Projekt- ein Kulturcafe soll eroeffnet werden. In Tipitapa soll es einen Ort geben, wo man sich treffen kann zum unterhalten und einen guten Kaffee kriegt.Es gibt hier nirgendwo ein Cafe, in das wir uns mal nachmittags reinsetzen koennten. 1mal woechentlich wollen wir dann Kultur-Programm haben. Z.B. einen Filmabend (es gibt hier kein Kino, kein Theater oder irgendwas fuer Jugendliche...
Des weiteren erneuern wir unsere Uebderdachung im Hof des Projekts mit Palmzweigen, weil beim Nachmittagunterricht die Sonne da erbarmungslos hinknallt.
Ja, so viel dazu... =)

Donnerstag, 10. September 2009

Mir gehts gut... =)


Nun ja, mittlerweile habe ich mich an einiges gewoehnt und es geht mir gut. Ich verstehe mich sehr gut mit den anderen deutschen Freiwilligen (Sarah, Malindi, Daniel, Jonas), wofuer ich echt dankbar bin, und lerne auch die Nica-Freiwilligen besser kennen, die sehr nett und offen sind. Das ist schon mal das wichtigste fuer mich, dass ich mit den Menschen klarkomme.
Ausserdem ermutigt es mich, dass Menschen in Deutschland an mich denken und fuer mich beten. Es tat so gut, letztens mit Thorben und vorgestern auch mit meiner Familie zu reden. Und Danke an Ute fuer den Vers aus Apostelgeschichte 1,8:
„Aber ihr werdet Kraft empfangen, wenn der Heilige Geist auf euch gekommen ist; und ihr werdet meine Zeugen sein, sowohl in Jerusalem als auch in ganz Judaea und Samaria und bis an das Ende der Erde.“
Ich bin Gott so dankbar, dass er bei mir ist. Ich lese gerade Daniel (Bibel) Gott gibt ihm und seinen Freunden zur richtigen Zeit die richtigen Worte in der Fremde und segnet sie fuer ihr richtiges Verhalten und die Treue zu ihm. Das gilt genau so auch fuer mich hier in Tipitapa. =) Mit ihm kann ich Gutes bewirken.
Ach, ich hatte ja versprochen ueber unser Projekt zu schreiben:
Unter der Woche bin ich von Morgens bis zum spaeten Nachmittag in unserer Bibliothek „La Casita del Arbol“. Das ist eine Bibliothek, in der man kostenlos Buecher ausleihen kann. Viele Kinder kommen zu uns, manche um Buecher auszuleihen, aber die meisten um Spiele zu spielen (wir haben naemlich auch Brettspiele). Sobald wir oeffnen, kommen die Kinder schon angerannt, denn zu Hause haben sie keine Spiele und bekommen im Normalfall auch nicht gerade viel Aufmerksamkeit. Wir spielen mit ihnen und passen auch auf, dass nicht mehr so viele Spielteile geklaut werden.
Dann gibt es zu bestimmten Zeiten mehrere Englischkurse, 2 Mathekurse, Bastelgruppen und Vorlesestunde. Ich selbst soll den 1.Monat nur zugucken, bevor ich mitarbeite. Alles ist freiwillig und ich brauche nur das zu machen, wozu ich Lust habe.
Die Bibliothek erhaelt sich ausschliesslich aus Freiwilligenarbeit. Selbstverstaendlich gehoert auch putzen, reparieren, bauen etc. dazu. Da es neuerdings auch 2 Gasherdplatten gibt, kochen wir Freiwilligen mittags gemeinsam. Mittags esse ich also immer wozu ich Lust habe! =)
Zur Zeit herrscht allerdings Ausnahmezustand. Vom 5. -19. September lauuft eine Kunstausstellung von Kuenstlern aus Tipitapa, die von Svenja und einem Kuenstler innerhalb kuerzester Zeit auf die Beine gestellt wurde. Hier lauuft alles immer eher spontan Plaene, die es vorher gibt, werden sowieso geaendert. Man kann sich auf nichts, und niemals auf Uhrzeiten verlassen.
Die Kunstausstellung ist die 1. In Tipitapa. In Nicaragua gibt es naemlich weder soziale noch kulturelle Verbaende. Jeder Kuenstler arbeitet selbst vor sich hin und neue junge Kuenstler haben keine Chance. Diese Ausstellung soll die Kuenstler mehr zusammenbringen, sie lernen sich gegenseitig kennen und es kann mehr draus entstehen. 13 Kuenstler haben ihre Bilder gebracht (2 davon sind in Nicaragua beruehmt). Unsere Aufgabe isr es, die Bilder rund um die Uhr zu beaufsichtigen. Ich verbringe zur Zeit Stunden damit, Bilder zu bewachen (aber nie alleine) und letzte Nacht habe ich mit 2 anderen bei den Bildern geschlafen....
Viele liebe gruesse...

(Bild: Claudia, ich und Malindi passen auf Bilder auf.)

Samstag, 5. September 2009

Claudia


(Claudia und ich vor der Bibliothek)
Bitte betet fuer Claudia, meine neue freundin. Sie ist 21, hat eine suesse kleine tochter und einen 23jaehrigen mann, der wegen seiner groesse und dem bubenhaften grinsen wie 16 wirkt (ich hab ihn fuer ihren juengeren bruder gehalten).
Letzte woche war er betrunken und hat sie nachts zusammengeschlagen (haette ich dem lieben jungen niemals zugetraut). Das war echt heftig (fernseher, spiegel etc gingen dabei auch kaputt). Jetzt ist er weg. Claudia ist total am ende,sie will auch nicht, dass er wieder kommt. Als ich sie gefragt hab, ob ich auf deutsch fuer sie beten darf (mein spanisch ist sehr schlecht), hat sie geheult und sich bedankt. Bitte helft mir fuer sie zu beten. Sie braucht jesus.

Eindruecke

Hallo, ihr lieben! Momentan faellt es mir noch ein bisschen schwer mich, mich einzuleben, aber das braucht eben ein bisschen zeit. Ich vermisse thorben, famile, freunde, deutschland.
Hier ist nun mal ALLES anders als ich es kenne.

1. Das essen
Zu essen gibt es morgens, mittags und abends reis mit bohnen: trocken und ungewuerzt. Allerdings versucht mir meine gastoma (mama chica) mittlerweile auch anderes essen zu geben, was richtig lieb von ihr ist.
Ich kriege das essen auch immer drauf gemacht: viel zu viel natuerlich. Es ist mir echt peinlich, dass ich das nicht aufesse. Mittlerweile gibt sie mir ein bisschen weniger. Ich stopfe immer soviel wie moeglich in mich hinein, obwohl ich kaum hunger hab, weil ich mir sonst unhoeflich vorkomme.
Zusammen essen kennt man hier gar nicht. Ich kriege immer allein essen. Das miteinander essen fehlt mir einfach.

2. Das klima
Tja, wer sich angenehmes sonnenwetter vorstellt, taeuscht sich. Es ist immer schwuel heiss, und wird nie kuehl, noch nicht ma nachts. Im moment rinnt mir der schweiss uebers gesicht, was ganz normal ist, weil jeder mensch schweissperlen im gesicht hat. Durchgehend fuehl ich mich muede und erschoepft, obwohl ich viel zu wenig bewegung bekomme.
Und ich hab tausende mueckenstiche, hauptsaechlich an beinen und fuessen , die ich mir eigentlich nicht aufkratzen sollte.

3. Wie es hier so ist:
Das staendige angesprochen werden und hinterherpfeifen oder hupen kann ich einigermassen ignorieren. Man faellt leider sehr auf als hellhauutige blondine.
Ansonsten liegt ueberall auf der strasse und sonst draussen massenweise extrem viel muell rum.
Ausserdem ist es IMMER laut. Manchmal find ich es ganz froehlich, ueberall laut musik aus cd-spielern oder getrommel zu hoeren, aus allen richtungen gleichzeitig. Aber gelegentlich haette man gerne einen kurzen moment stille, den es hier nicht gibt. Nachts schlaf ich darum nie durch, draussen heulen die ueberall freilaufenden hunde. Um kurz nach 5 steht steht jemand aus meinem haus immer zur arbeit auf und dreht den fernseher unverhaeltnissmaessig auf und belndet mich mit dem licht aus dem nebenzimmer (weil die waende nicht hoch genug gezogen wurden.)

4. Weniger luxus:
Meine familie ist nicht so arm (mama chica ist schliesslich die mutter des buergermeisters). Wir haben naemlich gefliessten fussboden und nicht nur festgetrampelte erde. Und wir haben dusche + klo im haus + waschbecken in der kueche und einen kuehlschrank!!!
Waschmaschinen existieren hier allerdings nicht. Ich muss meine waesche mit seife in dem waschbecken draussen waschen.
Ein schrank in meinem zimmer waere wuenschenswert. So muss ich aus meinem koffer leben.
Telefone gibt es auch nicht. In tipitapa gibt es 2 internetcafes, in einem davon kann man skypen. Leider stuerzen die computer zwischendurch ab und funktionieren nur langsam und spinnen. Wer mit mir skypen will, muss vorher einen termin ausmachen oder mich vorher kurz auf mein handy anrufen (sucht dafuer eine billigvorwahl im internet):
Meine neue nummer: 00505 83874421
Ich hab waehrend der sommerzeit immer 8h frueher als ihr (im winter 7h fruher).
Wegen dieser verhaelnisse ist es nicht immer moeglich mails zu schreiben oder zu beantworten. Verzeiht mir da bitte! Es ist nicht einfach fuer mich, kontakte zu halten, was mich selbst auch ankotzt.
So, das ist genug, das naechste mal, schreibe ich dann ueber mein projekt, damit ihr wisst, was ich so mache...
Liebe gruesse aus nicaragua, eveline (hier werd ich nur genannt, betonung liegt auf der 1.silbe)